Schwarzes Meer, Rumänien - Das römische Wrack Gura Portiţei 1 - 2017

Vor zwei Jahren gelang durch Prospektionen der BGfU der aufsehenerregende Fund eines hervorragend erhaltenen kaiserzeitlichen Transportschiffes im Schwarzen Meer in Rumänien. In diesem Jahr konnte die Erforschung der Fundstelle weitergehen. Hierzu wurden zwei kleine Sondagen angelegt, um mehr Informationen über die Fundstelle gewinnen zu können. Erneut entstand diese Untersuchung in Zusammenarbeit mit der LMU München unter der Leitung von Prof. Dr. Bernd Päffgen sowie mit dem Institutul de Cercetari Eco-Muzeale in Tulcea (ICEM), der für die rumänische Dobrudscha zuständigen archäologischen Behörde. Letztere wurde von Dr. George Nuţu vertreten. Prof. Dr. Bernd Päffgen (LMU München), Dr. George Nuţu (ICEM) sowie von Seiten der BGfU Dr. Tobias Pflederer, Max Fiederling M.A., Maximilian Ahl B.A., Jürgen Reitz, Daniel Anton M.A. und Dr. Marcus Prell waren Teilnehmer der diesjährigen Kampagne. Begleitet wurden sie von Nicolas Puzos aus Frankreich und dem freiberuflichen Fotografen Thorsten Rother sowie von Max Päffgen, Mario Hölzl M.A., Ulla Scharafin M.A. und Florian Rinser M.A. Unterstützung erfuhren die Taucher in Form eines Schnellbootes, das durch den sehr interessierten Bürgermeister von Jurilovca bereitgestellt wurde sowie durch den ortsansässigen Lehrer Paul Condrat, der die Taucher mit einem Boot alltäglich zur Grabungsstelle übersetzte.

 

Im Rahmen der kleinräumigen Grabungsarbeiten konnten trotz großer Behinderungen durch Wind und Wetter sowie durch einige organisatorische Engpässe viele aufschlussreiche Informationen gesammelt werden, sodass die Fundstelle nach zukünftiger Auswertung detailliert beschrieben werden kann. Es gelangen Rückschlüsse auf die Schiffsbautechnik, die verwendeten Holzarten sowie auf die Transportweise der Hauptladung und ihrer Gesamtmenge. Für die naturwissenschaftliche Auswertung der partiell entnommenen Proben von verwendeten Bauhölzern, von Inhaltsresten sowie von vielfältigen botanischen Resten, konnten das Archäo-Bio-Center der LMU sowie das Dendrolabor in Thierhaupten gewonnen werden und im Vorfeld bei der Gerda Henkel Stiftung Fördermittel zur Durchführung der naturwissenschaftlichen Analysen akquiriert werden. Die Ergebnisse werden nach vollständiger Bearbeitung in Form einer Dissertation durch Max Fiederling M.A. vorgelegt werden. Nachdem, trotz bereits genannter Schwierigkeiten, die Grabungsarbeiten – zwar vorläufig, aber dennoch erfolgreich – abgeschlossen werden konnten, wurde ein Raster an Erosionsmarkern im Umfeld der Fundstelle zur regelmäßigen Kontrolle der Sedimentationsverhältnisse installiert. Darüber hinaus wurden die Sondageflächen sowie ausgewählte Bereiche der noch erhaltenen Fundstelle mit Geotextil großflächig abgedeckt und anschließend mit Sandsäcken beschwert, sodass ein Großteil der Fundstelle vor physischen Einflüssen geschützt sein dürfte. Das geborgene Fundmaterial mit 60(!) teilweise hervorragend erhaltenen Amphoren wurde mittels Frischwasserbassins zur Entsalzung eingelagert und durch Fotografie sowie durch structure-from-motion-Technologie (SFM) dokumentiert. Die Bassins wurden mit Unterstützung des Bürgermeisteramtes von Jurilovca organisiert und durch die BGfU sowie den Lehrer Paul Condrat zur Entsalzung umgearbeitet. Die Überwachung der weitergehenden Entsalzung obliegt einer Restaurationskraft des ICEM vor Ort, bis das Material im Laufe des Jahres 2018 abschließend dokumentiert werden kann. Für die Zukunft ist vorrangig eine Auswertung der erzielten Ergebnisse veranschlagt. Möglichkeiten zu weiteren Untersuchungen werden eruiert.

 

 

Max Fiederling, Tobias Pflederer