Günzburg - Günz: "Grabsteine, Brücken und Militaria"

Eigentlich hatte man sich von den Tauchuntersuchungen in Günz und Donau römerzeitliches Fundmaterial erhofft. Schließlich überliefert ein Panegyriker in seiner im Jahre 297 n. Chr. vorgetragenen Lobrede auf Constantius Chlorus für das römische Guntia einen transitus (Pan. 8,2,1). Hinzu kommen Altfunde wie etwa rund 100 Quadersteine, die J. N. von Raiser als Reste des römischen Brückentors interpretierte, und ein dem Neptun geweihter Votivstein der römischen Müller (molinarii), den zwei Fischer im Jahre 1784 aus der Günz zogen. Bei vier Tauchprospektionen im Jahre 2000 blieben die gesuchten römischen Überreste indes aus. Jedoch kamen neben den obligatorischen Keramik- und Ziegelfragmenten diverse Objekte zu Tage, die einen anschaulichen Einblick in die Bandbreite neuzeitlicher Flußfunde vermitteln.

 

In unmittelbarer Nähe des Weihestein-Fundortes lagen zwei Grabsteinfragmente aus dem 19./20. Jh. im Kies vergraben. Sie gelangten vielleicht bei der Befestigung des Ufers in die Günz. Direkt unter der heutigen Betonbrücke zum Stadtberg fanden sich zwei doppelte Pfahlreihen eines hölzernen Vorgängerbaus. Eine weitere Pfahlreihe steht leicht schräg zur Flußrichtung am sog. Kappenzipfel, wo der Verlauf der Römerstraße zum Kastell hin angenommen wird. Hier konnte ein Pfahlschuh aufgelesen werden. Möglicherweise stand 17. Jh. an dieser Stelle eine Günzbrücke, wie historische Ansichten vermuten lassen. Eine Datierung der Pfähle steht aus. Am tonig-lehmigen Grund der aufgestauten Donau fanden sich keinerlei Hinweise auf den römischen Übergang. Dies mag auf die deutliche Verlagerung des Flußbetts nach Norden zurückzuführen sein. Vielleicht ist mit transitus auch nur eine Furt oder eine Bootsbrücke gemeint.

 

In Wurfweite vom rechten Ufer entfernt lagen zwei Waffen aus dem Zweiten Weltkrieg sowie mehrere Sprengmittel am Donaugrund. Jede Epoche hinterläßt ihre Spuren.

 

 

Marcus Prell