Kroatien, Veliki Piruzi - Die Schiffswracks von Rovinj 2014

Nachdem im letzten Jahr das fünfjährige Kooperationsprojekt (2008-2013) „Veštar“ abgeschlossen werden konnte und die Ergebnisse als kroatisch-deutsche Monographie vorgelegt wurde, konnte die mehrjährige Zusammenarbeit zwischen dem Internationalen Zentrum für Unterwasserarchäologie in Zadar (ICUA), dem Rovinj Heritage Museum, dem kroatischen Conservation Institute und der Bayerischen Gesellschaft für Unterwasserarchäologie e. V. (BGfU) im Rahmen eines neuen Projektes fortgeführt werden. Der Startschuss dazu fiel am 21. April 2014 und war der Beginn der ersten Kampagne eines vierjährigen Projektes mit dem Titel "Die Schiffswracks von Rovinj". Das Projekt wurde von Dr. Luka Bekić geleitet. Zum Rest des Teams der ersten Kampagne gehörten Mladen Pešić, Marina Šimičić und Roko Surić von Seiten der ICUA sowie Mario Bloier, Marcus Prell, Max Fiederling, Daniel Neubauer und Michael Heinzlmeier von der BGfU, außerdem der Inhaber des Tauchclubs „Old Diver“, Marko Srecec und der Tauchlehrer Nenad Gaffer.

 

Trotz langjähriger Erforschung des lokalen, maritimen Habitats in Hinblick auf geschichtliche Ereignisse existieren weitere, bisher unerforschte unterwasserarchäologische Stätten. Surveys der ICUA der letzten Jahre erbrachten Kenntnisse über die Existenz von mindestens drei antiken Wracks im Umfeld von Rovinj. In diesen Küstenbereichen war das Navigieren seit jeher außerordentlich gefährlich und so fielen im Laufe der Zeit einige der zahlreichen Frachter den Gegebenheiten zum Opfer. Das Ziel des auf vier Jahre angelegten Projektes "Die Schiffswracks von Rovinj" ist es, die ältesten Wracks der römischen Handelsschiffe zu untersuchen, jenes an der Insel Veliki Piruzi, jene bei den kleinen Inseln Sv. Ivan und Sestrice, und schließlich das vierte geheimnisvolle Wrack mit seiner vermuteten Fracht von Kugelamphoren am Guštinja Kap, dessen Existenz zwar bekannt ist, jedoch nicht seine genaue Lage. Mitarbeiter des ICUA untersuchten 2011 den Meeresboden nahe der Inseln Piruzi. Die Untersuchung des Bereiches zwischen den Inseln ergab zunächst keine archäologischen Funde. Prospektionen an der Südwestseite von Veliki Piruzi erbrachten dann jedoch in einer Tiefe von ca. 6 m eine höhere Konzentration von zerscherbten nordafrikanischen Amphoren, unter denen sich ein typologisch definierbares Stück der Form „Keay 25B“ fand. An dieser Fundstelle setzten die Untersuchungen dieses Jahres (2014) an.

 

Zwischen den Felsen auf dem Meeresboden wurden zunächst Vermessungspunkte installiert, die die Ecken von jeweils 4x4 m messenden Quadranten beschrieben, von denen bisher „A“ bis „H“ untersucht werden konnten. Die Ausgrabungen innerhalb der Quadranten begannen an der südwestlichen, tieferen Seite und wurden nach Nordosten fortgeführt. Die genaue Position von aussagekräftigem Fundmaterial und Fundkonzentrationen wurden in den Plänen der Quadranten vermerkt. Verpackt und endgültig geborgen wurden nur typologische auswertbare Funde, der Rest des Fundmaterials wurde an Ort und Stelle belassen. Durch die gewonnenen Daten sollen potentielle Informationen über die räumliche Konzentration der Ladung und das Inventar des Schiffes gewonnen werden. Möglicherweise können durch diese Art der Dokumentation auch Rückschlüsse auf den Verlauf der Havarie in topografischer Sicht gezogen werden.

 

Im Verlauf der diesjährigen Kampagne wurden insgesamt 291 Keramikfragmente dokumentiert mit einem Gesamtgewicht von 36,5 kg. Davon waren 274 Stück (28,5 kg) Amphorenfragmente mit spezifisch auswertbaren Merkmalen, deren genaue Fundlage innerhalb des zugehörigen Quadranten dokumentiert wurde. Es konnten drei Boden-, neun Griff- und fünf Wandfragmente von Amphoren geborgen und identifiziert werden. Des Weiteren wurden acht Balaststeine und ein Doliumfragment dokumentiert. Der Großteil der Keramik besteht bisher aus spätrömischen Amphoren afrikanischer Herkunft. Wissenschaftliche Analysen der Funde werden folgen sowie die Entsalzung, Konservierung und Restaurierung. Die Untersuchungen am vorgestellten Schiffswrack von Veliki Piruzi sollen im Jahr 2015 fortgeführt werden.

 

Max Fiederling