Amper - Römischer Übergang bei Schöngeising

Der rund 6 km amperaufwärts von Fürstenfeldbruck gelegenen Gemeinde Schöngeising wird von der provinzialrömischen Forschung bislang noch wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Aller Wahrscheinlichkeit nach befand sich hier die im Itinerarium Antonini mehrfach erwähnte Straßenstation (ad) Ambrae, benannt nach dem keltischen Flußnamen, der bis heute als Amper überdauert hat. Im Frühjahr 2001 machte ein Telefonanruf vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege die BGfU mobil. Unterhalb der Turminsel, welche die Amper in zwei Arme spaltet, seien möglicherweise Reste des römischen Übergangs erhalten. Im Jahre 1986 waren an dieser Stelle bereits zwei Dutzend Pfähle ausgebaggert worden. Schon beim ersten Tauchgang stieß man im Flachwasser am rechten Ufer bei Fkm 93 auf die vermutete Pfahlstellung, an der jeden Sommer Hunderte von Bootsfahrern unwissend vorbeipaddeln.

 

Von April bis September wurden in mehreren Tauchgängen insgesamt 31 Pfähle entdeckt, die sich auf eine Fläche von 8 mal 8 m konzentrieren und unterschiedliche Erosionsgrade aufweisen. Ihr Durchmesser variiert zwischen 10 und 29 cm. Erkundungen am angrenzenden Flußgrund erbrachten keine weiteren Hinweise. Die mehrfachen Flußarbeiten sowie die flotte Strömung dürften hier etwaige Spuren beseitigt haben. Sämtliche Pfähle wurden vom Denkmalamt (P. Freiberger) mittels Tachymeter eingemessen. Ebenso wurden zwei Flußgrundprofile der max. 2,5 m tiefen Amper erstellt.

 

Acht locker im Sediment sitzende, von der Ausspülung bedrohte Pfähle, mußten gezogen werden. Ihre Länge schwankt zwischen 30 cm und 140 cm. Die Spitzen sind mehrkantig behauen, jedoch ohne Pfahlschuhe. Die Jahrringanalyse im Labor Thierhaupten (Franz Herzig) ergab eine Datierung ins 1. und 2. Jh. n. Chr. (Kernholzdatierung, Endjahre 25 v. Chr., 19 n. Chr., 100 n. Chr.). Weitere Holzproben können dieses Ergebnis hoffentlich verfeinern. Es ist zu vermuten, daß der Amperübergang bei Schöngeising - wahrscheinlich eine Holzbrücke - mindestens bis ins 4. Jh. benutzt wurde.

 

 

Marcus Prell