Das "Isola Lunga Wrack" - Untersuchungen im Jahr 2017

Im Juli 2017 konnte die auf mehrere Jahre hin angelegte Kooperation zwischen der Soprintendenza del Mare (Prof. Dr. Sebastiano Tusa und Dr. Francesca Oliveri) und der BGfU erfolgreich fortgeführt werden. Neben den Untersuchungen um die phönizische Inselsiedlung Mozia nahm man auch die Arbeiten am mittelalterlichen/frühneuzeitlichen „Isola-Lunga-Wrack“ wieder auf. Dort konnte insgesamt ein interessantes und komplexes Wirkgefüge von Prozessen aufgezeigt werden, die den Erhalt des Wracks nachhaltig beeinflussen:

 

Als Folge der globalen Erwärmung bildet sich die schützende Posidonia-Besiedelung zunehmend zurück und führt zur ungeschützten Preisgabe der hölzernen Überreste. Die Umformung der Wellenenergie im Strandbereich ermöglicht zudem die regelhafte Freilegung von Schiffsspanten sowie in der Folge deren Besiedelung durch verschiedene Algensippen und des Schiffsbohrwurms Teredo navalis. Die ältesten, äußeren Teile der Spanten werden durch dessen Wohnröhren geschwächt. In Abhängigkeit von der Länge der Tiere (ca. 25 cm) und ihrer Lebensdauer (ca. 2 – 3 Jahre) werden die geschwächten Spantenspitzen meist en bloc durch die am Strand herrschende Wellenenergie abgebrochen. Um den gleichen Betrag findet in der Folge die Freilegung der tieferen, noch bedeckten Spantenabschnitte des Wracks aufgrund von Strömung, Geschwindigkeit und Druck statt. Dieser Prozess verursacht anhand der zeitlich versetzten Besiedlung von Algen- und Tiergesellschaften eine Zonierung die sich als Sukzessionsstadien beobachten lassen. Auf einen Nenner gebracht lässt sich schlussfolgern, dass Posidonia-Schutz auch Wrackschutz ist. Die aufgezeigten Wirkmechanismen können bei Funden von archäologisch relevanteren Wracks (z. B. römischer oder byzantinischer Zeitstellung) in dieser Lage auch zu deren Schutz genutzt werden. Außerdem kann die Kenntnis der naturwissenschaftlichen Prozesse im Gewässer sowohl zum Naturschutz von Seegras-Gesellschaften als auch zum Schutz von Kulturgut eingesetzt werden.

 

 

Detlef Peukert