Kroatien, Veliki Piruzi - Die Schiffswrack von Rovinj 2017 - Abschlusskampagne

Seit 2014 erforschen Mitglieder der BGfU zusammen mit ihren kroatischen Kollegen des Internationalen Zentrums für Unterwasserarchäologie in Zadar (ICUA) sowie durch zeitweise Unterstützung des Rovinj Heritage Museums und des kroatischen Conservation Institute einen ersten Fundplatz von insgesamt vier antiken Wrackfundstellen vor der istrischen Stadt Rovinj. Die Arbeiten konnten in diesem Jahr an der besagten Fundstelle in Nähe zur Insel „Veliki Piruzi“ („Groß-Piruzi“) abgeschlossen werden. Während der zweiwöchigen Kampagne waren neben dem Projektleiter Dr. Luka Bekić erneut Mladen Pešić dipl. arheolog., Roko Suric und Maja Kaleb von Seiten des ICUA beteiligt. Die BGfU war durch Max Fiederling M.A., Dr. Tobias Pflederer, Michael Heinzelmeier M.A. und Anna Sophie Fuchs M.A. vertreten. Weitere Teilnehmer an der diesjährigen Grabungskampagne waren Marko Srečec und Borna Krstulovič. Als Tauchbasis diente erneut das „Diving Center Rubin“. Dort fand in diesem Jahr auch erstmals ein Lehrkurs zur „structure from motion“-Technologie statt, der von David Badovinac für das gesamte Team abgehalten wurde.

 

Die Arbeiten an der Wrackfundstelle wurden im Vergleich zum Vorjahr geografisch auf mehrere natürliche Gruben (J1 – J8) im Südwesten der Grabungsfläche ausgedehnt. Darüber hinaus wurden weitere Quadranten (I, L, N, O, P) am Rand der Kerngrabungsfläche angelegt und ergraben. In bewährter Weise wurde in Zweierteams gearbeitet und die Flächen mittels Waterdredges bis auf den anstehenden Fels ergraben. Erneut wurden der Generator und die Dredges in einem separaten Zodiac bis zur Grabungsstelle mitgeführt, wo man diese ca. 50 m vom Boot entfernt und direkt über der Grabungsfläche postierte. Das Team begann wieder vor Ort mit dem Kontrollieren der Messpunkte und dem Spannen der Leinen. Wie bereits in den letzten Jahren hatte das Team mit aufliegenden Sedimentschichten von teilweise 1 m Mächtigkeit zu kämpfen, wobei innerhalb der Gruben noch große Steinblöcke als Hindernisse  hinzukamen. Insgesamt wurden die Erkenntnisse der Vorjahre bestätigt. In einer Sedimenttiefe von bis zu 1,5 m zeigte sich noch Fundmaterial unter den Felsvorsprüngen. Das Material mit den besten Erhaltungsbedingungen fand sich tief in den Felsspalten eingelagert und unter sehr großen Felsblöcken. Erneut wurde nach jedem Grabungstag das gesamte Fundmaterial gezählt, gewogen, klassifiziert, fotografiert und verpackt. Mithilfe der SFM-Technologie gelang es am Ende der Kampagne ein komplettes Modell der nun zusammengeführten Grabungsareale anzufertigen. Besonders erstaunlich war in dieser Abschlusskampagne die Diversifizierung an Fundmaterial, da sich gerade in den neu erforschten Gruben (J1 – J8) viele neue Materialtypen fanden. Hervorzuheben sind ein dokumentiertes Glasfragment sowie ein bronzener und ein eiserner Schiffsnagel und ein bleiernes Tiefenlot. Es konnten neue Typen an Kochgeschirr – neben der bisher bekannten Pantelleria-Ware – erfasst werden und einige neue Amphorentypen. Diese fügen sich nach bisheriger Analyse, wie auch der Rest des Materials – mit Ausnahme einiger Amphorendeckel – gut in den bisherigen Datierungszeitraum ein.

 

Neben den Grabungsarbeiten konnte auch Fundmaterial im Museum in Rovinj gesichtet werden. Ein kurzes Interview mit einem lokalen Radiosender informierte die lokale Öffentlichkeit über den Fortgang der Arbeiten am Wrack von Veliki Piruzi. Der gesamte Komplex wurde von Max Fiederling bereits als Masterarbeit aufgearbeitet und wird, nun vervollständigt, im kommenden Jahr als zweite Publikation in der Monographiereihe der ICUA erscheinen. (Erste Publikation war das zuvor durchgeführte Kooperationsprojekt „Der Hafen von Veštar“.) Insgesamt wurden während der Kampagne 2017 ca. 80 typologisch auswertbare Funde und insgesamt über 110 kg Fundmaterial geborgen und dokumentiert. Für 2018 ist der Start eines neuen Kooperationsprojektes in Planung, welches sich mit einem der nächsten Wracks in der Umgebung beschäftigen wird.

 

 

Max Fiederling