Bei Prospektionen rund um die Roseninsel zeigten sich im Sommer 2002 an der Nordostseite zahlreiche freigespülte Bohlen, die an manchen Stellen scheinbar im Verbund am Grund liegen und an Hausböden erinnern. In unmittelbarer Nähe fanden sich verschiedene Pfahlstellungen, darunter die Reste mehrerer Palisaden, vierkantige Schlitzpfosten sowie vereinzelte, über 30 cm dicke Eichen, die bis auf Grundniveau aberodiert sind.
Bis auf einige Bemerkungen bei S. von Schab waren an dieser Stelle bislang archäologische Befunde unbekannt. Vermutlich haben die durch häufige Stürme ausgelösten Erosionsprozesse der letzten
Jahre zur Freispülung der Hölzer beigetragen. In einer Ende November begonnenen einwöchigen Grabungskampagne erfolgte eine tachymetergestützte Oberflächenaufnahme (Firma ARDI) sowie die Entnahme
von Holzproben. Unter der dünnen Schlickschicht kam eine unerwartete Menge an Holzbefunden zu Tage, etwa eine „Palisade“ aus dicht aneinander liegenden, dünnen Pfählen, die große Ähnlichkeit mit
bekannten urnenfelderzeitlichen Pfahlstellungen von der Südostseite aufweist. Eine weitere Pfahlreihe aus längeren, spitz aberodierten Pfählen läuft an der Nordseite der Insel weiter. Im stark
abgespülten Uferbereich fanden sich einige Streufunde wie vorgeschichtliche Keramikscherben und Tierknochen. Hinzu kommt ein möglicherweise latènezeitliches Eisenmesser. Eine genauere
Interpretation der Befunde ist, soweit ohne Ausgrabung überhaupt möglich, erst auf Grundlage eines vollständigen Oberflächenplans und nach Datierung der Proben möglich.
Marcus Prell