UNESCO-Monitoring an der Roseninsel 2014                                               "Es geht los..."

Die Roseninsel im Starnberger See wartet mit einer jahrtausendealten Besiedlungsgeschichte auf. Während die archäologischen Befunde auf dem Inselkern durch die Umgestaltung unter den Wittelsbacher Königen im 19. Jahrhundert weitgehend zerstört wurden, haben sich die siedlungsgeschichtlichen Relikte im Feuchtbodenareal um die Insel erhalten – sind jedoch auch hier von Erosionsvorgängen vor allem auf der exponierten Ostseite bedroht. Erste menschliche Spuren ließen sich bislang durch zwei Keramikbruchstücke aus der mittelneolithischen Münchshöfener Kultur fassen, die in die Zeit zwischen 4400 und 3900 v. Chr. weisen. Es folgen einzelne Funde der jungneolithischen Altheimer Kultur und der spätneolithischen Chamer Gruppe. Besiedlungsschwerpunkte sind aufgrund des zahlreichen Fundmaterials am Übergang von der frühen zur mittleren Bronzezeit sowie nochmals in der Urnenfelderzeit auszumachen. Erst in den vergangen zehn Jahren gelang die Identifikation einer weiteren siedlungsgeschichtlichen Epoche, die vorwiegend

vor der Nordostspitze der heutigen Insel lokalisiert werden konnte.

 

Hier konnten auf einer größeren Fläche Bauhölzer von sog. „Schwellrahmenkonstruktionen“ angetroffen werden, die mithilfe radiometrischer Analysen in die ausgehende Hallstatt- bzw. in die frühe Latènezeit (ca. 500 bis 400 v. Chr.) datiert werden konnten. Damit handelt es sich um eine der jüngsten Überreste prähistorischer Seeufersiedlungen in den voralpinen Landschaften Mitteleuropas. Die Rolle der Roseninsel in provinzialrömischer Zeit ist bislang noch unklar. Im Mittelalter diente sie als christliche Kultstätte mit Errichtung einer kleinen Kirche im 12. Jahrhundert, wurde im 15. Jahrhundert dann als Hofmark belehnt und gelang 1850 in das Privateigentum des Königshauses Wittelsbach, deren Bauten, das sog. Casino und das Rosenrondell, den heutigen touristischen Anziehungsmagnet bilden. Die beeindruckende Siedlungskontinuität in Verbindung mit den erhaltenen unterwasserarchäologischen Befunden führte auf Vorbereitung durch das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege München im Jahre 2011 dazu, dass die Roseninsel unter den „Prähistorischen Pfahlbauten um die Alpen“ Eingang in die UNESCO-Welterbeliste fand.

 

Im Jahr 2014 fiel nun der Startschuss zur Umsetzung des Monitoringauftrages der zu schützenden Kulturgüter in der 15,16 ha großen Welterbezone der Insel. Im Auftrag des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege München wurde unter Leitung von Dr. Martin Mainberger (HTCIWA) und in Zusammenarbeit mit dem Ingenieurbüro Schlimper / Augsburg ein Vermessungssystem installiert. Unterstützt wurden die Arbeiten durch die Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen (C. Huttner, A. Hartl) mit Zugang zu Räumlichkeiten und Equipment auf der Insel. Unter Verwendung eines auf einer schwimmenden Aluminiumplattform angebrachten RTK-GPS-Gerätes wurden durch Mitarbeiter des Ingenieurbüros Schlimper und der BGfU insgesamt 168 Messpunkte in einem 25x25 Meter-Raster um die Insel gesetzt. Hierbei wurde ein Messfehler von unter fünf Zentimetern gewährleistet. Die Messpunkte selbst bestehen aus angespitzten Eichenkanthölzern mit farbiger Kopfmarkierung und gekennzeichneter Aluminiumtafel. Sie dienen damit zum Einen als Referenzen für das zukünftige taucharchäologische Monitoring. Zum Anderen können sie als Erosionsmarker genutzt werden. Ob man die Pflöcke auch von Fotodrohnen oder aus dem Flugzeug sieht, muss sich noch weisen.

 

Begleitend zu den Meßarbeiten erfolgten erste Monitoringmaßnahmen in wenigen ausgewählten Sektoren. In den Uferbereichen der Insel wurde außerdem nach organischen Spülsäumen und Fundkonzentrationen gefahndet, um so erste Eindrücke über möglicherweise offenliegende Kulturschichten im vorgelagerten Feuchtbodenbereich gewinnen zu können. Im Zuge dieser landseitigen Prospektionen gelang der Zufallsfund einer ca. 4,0 x 2,5 cm großen Randscherbe mit zwei schmalen horizontalen Zierleisten, die von schräg gestellten Fransenbändern begleitet werden. Möglicherweise kann sie in das frühe Jungneolithikum eingeordnet werden, also in etwa in die Zeit 4300 v. Chr. Mit der Installation des Vermessungssystems ist nun ein wichtiger Schritt in Richtung einer systematischen Aufnahme des archäologischen Bestands in der Flachwasserzone gemacht. Die Arbeiten werden im kommenden Jahr 2015 fortgesetzt werden.

 

 

Tobias Pflederer