Truchtlaching - Alz                                                                                               "Eine bislang unbekannte Brücke aus dem Mittelalter?"

Beim Schnorcheln entdeckte der Ortsheimatpfleger Hermann Wolfegger mehrere Pfähle in der Alz unweit der Kirche von Truchtlaching (Lkr. Traunstein) und ca. 90 bis 120 m flussabwärts, d. h. ostwärts der heutigen Brücke gelegen. Unter Vermittlung durch das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege wurden durch die BGfU und den genannten Ortsheimatpfleger am Wochenende des 22. und 23. August 2015 sämtliche Pfähle dokumentiert und mittels Totalstation kartiert. Tatkräftig wurde die BGfU (Tobias Pflederer, Ulrich Schlitzer, Dagmar Leeb) von der örtlichen DLRG-Gruppe sowie durch die Firma S.A.K. Ingenieurgesellschaft mbH Traunstein unterstützt.

 

Insgesamt wurden 24 Pfähle dokumentiert, die sich mutmaßlich zwei getrennten Pfahlgruppen zuordnen lassen – jeweils eine westliche sowie eine östliche in ca. fünf Metern Entfernung zueinander. Alle Hölzer wurden ungefähr in der Mitte des Flusses in 1,0 bis 2,0 m Wassertiefe entdeckt. Vor dem Südufer hat sich die Alz in der Flussbiegung bis zu 3,5 m tief in das Sediment gegraben. Hier ist es vorstellbar, dass Pfähle verlorengegangen sind. Demgegenüber können aber weitere Hölzer unter dem Sediment vor dem Nordufer vermutet werden, nachdem in diesem Bereich eine starke Aufsedimentierung stattgefunden hat (Wassertiefe 0,5 bis 1,0 m). Die Hölzer wiesen einen runden, rechteckigen oder polygonalen Querschnitt auf und zeigten Durchmesser von bis zu 35 cm. Durch die Einwirkung der Flussströmung sind sie oberflächlich stark aberodiert. Ihre massiven Durchmesser dürften auf die Funktion als gewichttragende Hölzer hinweisen. Die Aufschlüsselung nach Pfahlform und Holzart lässt aktuell keine erkennbaren Strukturen erkennen. Mutmaßlich stehen einige Pfähle in der gleichen Flucht und verlaufen in dieser auf die Kirche von Truchtlaching zu. Dendrochronologische Untersuchungen (Franz Herzig, BLfD) an einem von vier verprobten Pfählen gestatteten eine vorbehaltliche Datierung ins Jahr 1270 n. Chr. Auch Einzelfunde, wie geschmiedete Nägel, und vor allem der Nachweis von sog. einglättverzierter Keramik könnten auf eine hochmittelalterliche Zeitstellung hinweisen. Trotz einiger bestechender Hinweise wie die tragende Funktion der Pfähle und deren Ausrichtung vor der Kirche muss die Interpretation der Pfahlgruppe als Teil einer mittelalterlichen Jochbrücke noch hypothetisch bleiben. Hält man sich jedoch vor Augen, dass bei Holzbrücken alle 20 bis 50 Jahre Holzerneuerungen und Reparaturarbeiten notwendig waren, so muss der undurchsichtige Pfahlplan nicht verwundern. Urkundlich erwähnt ist eine Alzbrücke in Truchtlaching seit dem Mai 1244. Damals gestattete der bayerische Pfalzgraf Rapoto III. von Kraiburg dem Kloster Seeon die Erhebung von Zöllen unter anderem auf Wein und Salz an der Brücke in Truchtlaching.

 

 

Tobias Pflederer