Der neuzeitliche Einbaum von Bernried

Die Bayerische Gesellschaft für Unterwasser-archäologie e. V. war Anfang September 2005 durch Herrn Mantz aus Starnberg auf ein ca. 5 Jahre altes side-scan-Echo aufmerksam gemacht worden, das vor Bernried am Westufer des Starnberger Sees eine längliche bis ovale Struktur mit deutlichen Schallphänomenen an dessen Anfang und Ende zeigt. Aufgrunddessen erfolgte am 07.09.2005 die Durchführung einer unterwasserarchäologischen Prospektion.

 

Das enteckte Wasserfahrzeug liegt in nordöstlicher Orientierung auf Grund. Lediglich Heck- und Bugbereich ragen aus dem Seesediment. Der restliche Bootskörper befindet sich nach 5 cm freiliegender Bordwand unter schützender Sedimentabdeckung. Der Bug verläuft verjüngend und nach oben gezogen aus und besitzt je ein ca. 4 cm großes, rundes Loch in der Wandung von Steuer- und Backbord ca. 5 cm unterhalb des Freibords. Auch das Heck verläuft (wenn auch etwas planer als der Bug) leicht nach oben gezogen aus, ist insgesamt breiter ausgearbeitet und weist ebenfalls zwei runde, ca. 4 cm große Löcher (je eines auf Back- und Steuerbordseite) auf. Im Innern des Heckbereichs konnten auch mehrere große Steine mit einem Durchmesser von ca. 40 cm festgestellt werden. Über den restlichen Bootsinnenraum konnten aufgrund der Sedimentabdeckung keine Aussagen gemacht werden. Insgesamt weist der Einbaum eine sehr dünne und gut ausgearbeitete Wandung auf. Aufgrund des sehr starken side-scan-Echos im Bugbereich könnte auch ein Metallbeschlag in diesem Bereich vorhanden sein. Insgesamt konnten keine Erosionsspuren oder Beschädigungen durch äußere Gewalteinwirkung festgestellt werden. Auch aufgrund der noch großflächig vorhandenen Sedimentauflage scheint das Wasserfahrzeug weitgehend geschützt.

 

Die Form des Einbaumes die von Hr. Dannheimer in seiner Publikation "Einbäume aus oberbayerischen Seen (Freundeskreisblätter 12,7-15)" als nachenförmig bezeichnet wird, erinnert an die in der Neuzeit am Starnberger See gebräuchliche Form. Dabei sind beide Enden mehr oder weniger stark zugespitzt, während bei mittelalterlichen Einbäumen ein meist plumpes Heck und ein spitz zulaufender Bug festzustellen ist. Die Löcher in der Bordwand könnten der Aufnahme von Rudern gedient haben oder beim sog. Segen, dem Zugnetzfischen, verwendet worden sein.

 

 

Tobias Pflederer und Lino von Gartzen