Roseninsel, Obere Brücke                                                                              Kampagne 2013

Im Jahr 2002 hatte die BGfU bereits Untersuchungen an der unteren Brücke der Roseninsel durchgeführt. Im Herbst 2003 wandte man sich der oberen Brücke zu, welche einst die Roseninsel westseitig mit dem Festland verband. Folgende Ziele sollten erreicht werden:

 

1. Erfassen und Vermessen des Kiesrückens, auf welchem die Brücke errichtet wurde

2. Erfassen, Vermessen und Beschreiben er darauf liegenden Befunde (Pfähle und liegende Hölzer)

3. Verproben ausgewählter Hölzer zur Datierung

4. Digitale Erfassung des Areals im Landeskoordinatennetz.

 

Die Pfähle wurden in bewährter Weise markiert, nummeriert und vermessen. Von zwei Pfählen wurden 14C-Proben entnommen. Im nächsten Schritt setzte man vier Bojenreihen à vier Bojen quer über den Kiesrücken, um als Festpunkte für die Erstellung von vier Oberflächenprofilen zu dienen. Erstmals kamen in der BGfU entwickelte, höhenvariable Bojen zum Einsatz. Diese können ihre Position unabhängig vom Wasserstand stets senkrecht über ihrem Verankerungspunkt halten. Die digitale Vermessung erfolgte urch H.-P. Volpert von der Firma ARDI mittels Totalstation, jedoch herrschten derart stürmische Wetterbedingungen, dass nur die Bojen und die Befunde im Flachwasser erfasst werden konnten. Parallel dazu wurde unter Wasser ein Ultraschallpeilverfahren eingesetzt. Dieses Verfahren toleriert jedoch eine Messungenauigkeit von 0,5 m. Letztendlich konnte nur eine Befundskizze angefertigt werden.

 

Die Ergebnisse der Herbstkampagne 2003 lassen sich wie folgt darlegen:

Bereits unmittelbar nordöstlich einer Schilfschutzzone am Festland beginnt sich der Kiesrücken als kompakter geschotterter Untergrund abzuzeichnen. Als künstliche Aufschüttung ist er erst ca. 30 m vom Ufer entfernt ab einer Wassertiefe von ca. 1,5 m erkennbar. Seine maximale Ausdehnung beträgt an der Basis 14,5 m, seine maximale Höhe 3 m über Seegrund. Die Gesamtlänge des Dammes beträgt ca. 100 m. Die jeweils höchsten gemessenen Punkte auf der Kuppe zeigen, dass der Damm in Richtung Insel abfällt. So liegt der höchste Punkt in Profil 1 bei ca. 2,3 m Wassertiefe, der höchste Punkt in Profil 4 bei ca. 5,2 m Wassertiefe. Diese Entwicklung deckt sich in etwa mit der Topographie des Seegrundes. Insgesamt wurden 97 Pfähle vermessen. Dabei zeigte sich, dass über die Hälfte der Pfähle einen Durchmesser von 10 bis 20 cm besitzt. Es lassen sich sechs Pfahlreihen identifizieren, die aus mehr als sechs Pfählen bestehen und in einer Südwest- bzw. Südost-Achse orientiert sind, rechtwinklig zum Verlauf des Dammes. Dabei dürfte es sich um die tragenden Elemente der Brücke (Pfahljoche) gehandelt haben. Derzeit kann aber nicht entschieden werden, ob es sich um zeitgleiche Pfahlgruppen im Sinne von zusammengehörigen Bauelementen oder um Bauphasen handelt.

 

Da die Pfähle z. T. stark verwittert sind, können Bearbeitungsspuren in den meisten Fällen nicht mehr nachgewiesen werden. Einige Hölzer weisen rechteckig ausgebeilte Zapflöcher von ca. 20 bis 30 cm Längsdurchmesser auf. Sämtliche Pfähle bestehen aus Weichholz. Mit hoher Wahrscheinlichkeit handelt es sich um Nadelhölzer verschiedener Art. Im ufernahen Flachwasserbereich befinden sich mehrere auffällig im Rechteck liegende Hölzer. Hierbei könnte es sich um Senkkästen zur Stabilisierung des Kiesdammes handeln. Ausgehend vom Querabstand der Längsjölzer und der Länge der querliegenden Hölzer errechnet sich eine Kantenlänge von ca. 4 m für einen Senkkasten. Vereinzelt lassen sich zu beiden Seiten des Dammes weitere Kastenelemente in situ erahnen.

 

Zusammenfassend kann man festhalten, dass es sich bei der oberen Brücke um eine überaus aufwändige Anlage gehandelt haben muss. Allein die Aufschüttung des Kiesdammes erforderte ein hohes Maß an Material, Arbeitskräften und Logistik. Wenn auch die Konstruktion noch nicht in allen Einzelheiten klar erscheint und in weiteren Kampagnen untersucht werden muss, so besteht doch an der Interpretation als Brücke kein Zweifel. Durch die Datierung der Pfähle gilt nun als gesichert, dass sowohl die untere als auch die obere Brücke im 14. Jahrhundert n. Chr. errichtet wurden.

 

 

A. May