Kroatien, Veliki Piruzi - Die Schiffswrack von Rovinj 2015

Das mehrjährige gemeinsame Forschungsprojekt des Internationalen Zentrums für Unterwasserarchäologie in Zadar (ICUA), dem Rovinj Heritage Museum, dem kroatischen Conservation Institute und der BGfU in den Gewässern vor Rovinj zur Erforschung mehrerer antiker Wrackfundstellen konnte im April 2015 fortgeführt werden. Die Untersuchungen knüpften an die erste Kampagne im April 2014 an und befassten sich erneut mit einem spätantiken Wrack an der Südwestseite der Insel Veliki Piruzi („Groß-Piruzi“) südlich von Rovinj, dem ersten von insgesamt vier bekannten antiken Wracks vor Ort. Neben dem Projektleiter Luka Bekić waren Mladen Pešić, Marina Šimičić und Roko Suric von der ICUA an der Kampagne beteiligt. Von Seiten der BGfU waren Max Fiederling, Michael Heinzlmeier, Anna-Sophie Fuchs und Peter Handwerker vor Ort. Weitere Mitarbeiter waren Teilnehmer des diesjährigen NAS-I-Kurses, der von der ICUA ausgerichtet wurde, und wie im letzten Jahr Marko Srečec, Besitzer der Tauchbasis „Old Diver“.

 

2015 wurde erstmals der Generator der water dredges auf einem kleinen Zodiac installiert und konnte somit direkt über der Grabungsfläche, ca. 50 m vom Tauchboot entfernt, fixiert werden. Das Grabungsareal wurde nach Norden hin erweitert. Im vergangenen Jahr wurden die 4x4 m Quadranten A, B, C, D und Teile von H ausgegraben, dieses Jahr wurden H abgeschlossen und F, E und der Großteil von G erschlossen. Die Schichten in G und H waren besonders stark und enthielten eine Fülle archäologisch relevanter Funde. Insgesamt wurden 2015 ca. 30 qm Meeresboden untersucht.

 

Wie bereits 2014 wurden alle Funde geborgen, gezählt und gewogen und anschließend, bis auf die typologisch auswertbaren Funde, wieder zur Grabungsfläche zurückgebracht. Die 48 typologisch auswertbaren Funde wurden mit ihrer Position im jeweiligen Quadranten photographisch dokumentiert und nummeriert (27 bis 73). In diesem Zusammenhang stand erneut die räumliche Verteilung der Ladung des Schiffes im Vordergrund. Insgesamt wurden in der diesjährigen Kampagne 609 Keramikfragmente mit einem Gesamtgewicht von 67 kg geborgen, wovon 585 Fragmente von Amphoren überwiegend afrikanischer Provenienz stammten (Gesamtgewicht 43 kg). Es handelte sich um 7 Boden-, 9 Griff- und 13 Randscherben spätrömischer Amphoren sowie um einen Amphorendeckel. Außerdem wurden 43 Ballaststeine identifiziert.

 

Herausragende Funde waren ein zur Hälfte erhaltener kleiner Topf mit Griff, das Fragment einer Öllampe, ein Randabschnitt eines großen ARS Tellers sowie der Boden und Standring einer kleinen ARS Schale. Alle Funde befinden sich derzeit in der Werkstatt der Restaurierungsabteilung der ICUA in Zadar. Wissenschaftliche Analysen werden auf die Entsalzung und Konservierung/Restaurierung folgen. Im Mai 2016 wird das Projekt wie geplant fortgesetzt werden.

 

Max Fiederling