Kroatien, Der Hafen von Veštar 2012 - "... im Nebel der Geschichte"

Nach 2010 und 2011 gab es auch 2012 für unsere Mitglieder wieder die Gelegenheit an einer Ausgrabung in der Bucht von Veštar / Kroatien teilzunehmen. Die Fortsetzung einer erfolgreichen Kooperation zwischen der BGfU und dem International Centre for Underwater Archaeology in Zadar (ICUA). Leider war, durch Krankheit und berufliche Hindernisse bedingt, die diesjährige Teilnehmerzahl stark reduziert, so dass neben den altgedienten Tobias Pflederer, Axel Sabisch und Mario Bloier nur Marcus Thier neu teilnahm. Aufgrund der frühen Osterferien ging es heuer schon am 1. April in unser bekanntes Quartier nach Juršići. Die tief verschneiten Alpen verhießen auf der Fahrt in den Süden nichts Gutes, doch erwartete uns ein frühlingshaftes Istrien bei über 20° – lediglich das Wasser war bei knapp 12° noch auf Winter eingestellt.

 

Bei der diesjährigen Kampagne galt unsere gesamte Aufmerksamkeit der Suche nach weiteren Anlegestellen in der Bucht von Veštar. Spätantik-byzantinische Funde ließen auf eine Mole schließen, die ab dem 3. bis wohl ins 7. Jahrhundert n. Chr. bestand. Daneben deuten Feinkeramikfunde des 15.-18. Jahrhunderts und ältere Karten an, dass die Bucht auch in späterer Zeit einen Knotenpunkt des Handels bildete.

Der survey des ersten Tages ging von unserer neuen Tauchbasis in Valdaliso aus. Der Tauchgang brachte neben Einblicken in die faszinierende Unterwasserwelt der Adria, gleich das gewünschte Ergebnis: eine künstliche Anordnung bearbeiteter Steinblöcke. Die entdeckte Anlage konnte rasch mit der vermuteten neuzeitlichen Mole gleich gesetzt werden. Die folgenden Tage hieß es dann – entgegen den gewohnten Arbeiten – die Struktur manuell im anfänglich maximal knietiefen Wasser freizulegen. Mit Hilfe der dredges und dem weiteren Entfernen größerer Steine konnte im Lauf der Tage ein Großteil der Mole freigelegt werden. So konnte auch gleich damit begonnen werden, die Anlage zu vermessen und zeichnerisch zu erfassen.

 

Am 6. April ging es dann nach Villas Rubin. Schon lange erregt hier eine größere künstliche Struktur die Aufmerksamkeit der Unterwasserarchäologen. Wir halfen den kroatischen Kollegen dabei, eine versunkene, wohl bronzezeitliche Anlage zu prospektieren und zu vermessen. Der über der Bucht liegende Nebel bildete dabei den äußeren Rahmen dieses spektakulären Tauchgangs. Die auf etwa 10m liegenden und teilweise bis zu 5m aufragenden Mauerreste waren derart gut erhalten und beeindruckend, dass man einen ungefähren Eindruck der einstig imposanten Anlage gewann. Natürlich bestand auch der diesjährige Aufenthalt nicht nur aus Arbeit. Das obligatorische Grabungsfest am 5. April – diesmal gab´s echte Nürnberger Bratwürste mit Sauerkraut(!) sowie frisch geerntete Muscheln und Austern – bildete wieder einen Höhepunkt der gemeinsamen Arbeiten. Bei frühlingshaftem Wetter wurde diesmal die Gegend um den beeindruckenden Limski Kanal erkundet. Daneben stand natürlich auch Rovinj, mit seinen Sehenswürdigkeiten auf dem Plan. Auch die diesjährige Kampagne war ein voller Erfolg. Für Pfingsten 2013 ist die letzte und abschließende Kampagne in der Bucht von Veštar geplant, während derer noch einige Fragen geklärt werden sollen. Danach heißt es für einige Mitglieder, die Flossen beiseite zu legen und den Stift in die Hand zu nehmen – es beginnen die Arbeiten für die große Abschlusspublikation.

 

 

Mario Bloier