Neuburg an der Donau - "Letzte Zeugen hölzerner Donaubrücken"

Eine feste Donaubrücke ist für Neubrug erstmals im Pappenheimer Urbar des Jahres 1214 erwähnt. Vermutlich nutzten bereits die am Stadtberg stationierten Römer die durch eine Flußinsel begünstigte Übergangsstelle. Bis ins 19. Jh. Besaß Neuburg nur einfach konstruierte, hölzerne Jochbrücken. Die Fürsten der "Jungen Pfalz" investierten ihre, meist geliehenen, Mittel bevorzugt in prunkvolle Schlösser und schmucke Kirchen anstatt in aufwendige Steinbrücken. Die Lebensdauer von Holzbrücken ist naturgemäß begrenzt.

 

Trotzdem finden sich in bayerischen Gewässern immer wieder Spuren. Im September 1997 und 2000 entdeckten Mitglieder der BGfU auf Hinweise der Neuburger Wasserwacht hin sechs freigespülte Pfähle, die vermessen, gezeichnet und fotografiert wurden. Aufgrund der geringen Wassertiefe kamen statt des Tauchgeräts die Gummistiefel zum Einsatz. Die Hölzer lagen etwa 375 m stromabwärts der heutigen Brücke direkt am linken Ufer zwischen allerlei Kies und Schwemmgut. Die Donau bildet an der betreffenden Stelle eine langgezogene Einbuchtung, in der zeitweilig ein leichtes Kehrwasser entsteht. Die Pfähle, zumeist Eiche, laufen spitz zu und verfügen über eine Länge zwischen 97 cm und 263 cm bei einem Durchmesser von maximal 33 cm. Fünf der Pfähle sind mit eisernen Pfahlschuhen beschlagen, die sich zwei Typen (zweilappig, vierlappig) zuordnen lassen. Eine zeitliche Einordnung der Pfähle anhand der Pfahlschuhe läßt sich in Ermangelung einer epochenübergreifenden Typologie nicht vornehmen.

 

Zuverlässige Aussagen lieferte erst die Dendrochronologie. Franz Herzig vom Dendrolabor des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege konnte für einen der Pfähle mittels Splintgrenzdatierung einen Fällzeitraum von 1618 +- 10 n. Chr. ermitteln. Der Pfahl könnte folglich zu einer der vielen Neuburger Donaubrücken gehören, die im 30-jährigen Krieg zerstört und wiederaufgebaut wurden. Er besitzt daher einen gewissen Zeugniswert. Eine bildliche Darstellung einer dieser Brücken gibt Matthäus Merian in seinem um das Jahr 1634 entstandenen Kupferstich von Neuburg wider. Zu einem ähnlichen Zeitpunkt dürfte auch ein Plan der zerstörten Brücke entstanden sein.

 

 

Marcus Prell


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